tirsdag den 30. marts 2010


Meine Jahre mit Helmut Krausser
Helmut Krausser arbeitet weiter an seinem Selbstbild als verkanntes Genie: »Das Beste aus den Tagebüchern« geht einem ungeheuer auf die Nerven – wenn da nicht Bea wäre

© Hagen Schnauss/DuMont Verlag


Der deutsche Schriftsteller Helmut Krausser

Wenn der Ich-Erzähler in Helmut Kraussers Tagebüchern aus den Jahren 1992 bis 2004 ein Motto-T-Shirt tragen würde, dann stünde darauf: »Eure geistige Armut kotzt mich an«. Egal ob Botho Strauß oder Slavoj Žižek, ob Adorno oder Goethe, ob Thomas Bernhard oder Michel Houellebecq – er findet alle »scheiße«. Leider erachtet er die Leser seiner Tagebücher aber nicht wert, dass er ihnen auch nur an einer einzigen Stelle erklären würde, warum. So bleiben die Tagebücher immer da, wo sich interessante Klüfte auftun könnten, inhaltliche Abgrenzungen oder sprachliche Verdammungen im puren, kläffenden Ressentiment stecken. Ein einziges Mal, als er auf drei Seiten einen Satz von Kafka auseinandernimmt und redigiert und verbessert, scheint auf, wieso im begründeten Denkmalsturz eine eigene Größe gewonnen werden kann. Ansonsten: »Alle fünf Goethe-Gedichte scheiße« beziehungsweise »Sachen von Prada sehen so scheiße aus«. Die größten Flüche stößt Krausser allerdings alle paar Seiten auf die Literaturkritik aus – vor allem, weil sie sein Genie nicht erkennt, aber auch grundsätzlich: »Deshalb bin ich ja auch der Künstler und du nur ein popliger Redakteur«, schreibt er allen gewesenen und künftigen Kritikern seiner Werke ins Stammbuch. Helmut Krausser, so spürt man auf jeder zweiten Seite, will also von der Literaturkritik gehasst werden, um sein Selbstbild als verkanntes Genie nicht infrage stellen zu müssen. Wir haben uns deshalb bemüht, ihn ins Herz zu schließen. Sein Tagebuch mögen zu wollen. Damit er endlich mit dieser nervtötenden Noli-me-tangere-sonst-hau-ich-dir-in-die-Fresse-Pose aufhört. Und einfach weiter diese verrätselten, seltsamen, guten, schwierigen, schlechten, in jedem Fall: besonderen Bücher schreibt.

Aber es geht nicht.

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Alltag | Literatur | Belletristik | Schriftsteller Kraussers Das Beste aus den Tagebüchern ist ein Buch, das einem dazu viel zu sehr auf die Nerven geht. Und zwar gar nicht wegen all der schlechtgelaunten Vernichtungsfantasien. Sondern wegen all dem, was fehlt. Es gelingt Krausser auf erschreckende Weise, wochenlang durch Italien oder Frankreich zu reisen, ohne eine einzige strahlkräftige atmosphärische Schilderung zu notieren. Diese Sonne dreht sich so sehr um die eigene Erde, dass alles andere im Schatten bleibt. Zehn Jahre lang hat er jeweils einen Monat Tagebuch geführt – er hält das für formal revolutionär. Sein größter Wunsch ist deshalb: »Ich würde gern mal lesen, dass ich ein sehr ironiefähiger Autor bin.« Aber auch wir können ihm diesen Gefallen nicht tun. Zumindest auf den Tagebuchschreiber Krausser scheint diese Charaktereigenschaft nicht zuzutreffen – er ist stattdessen von großer Spießigkeit. Er regt sich auf über die »verfluchten Wixer, die vorne an der Kinokasse anfangen ihr Kleingeld zusammenzukratzen«, schreiende Kinder und Rucksackträger – außerdem prozessiert er empört gegen die Computerfirma, weil irgendetwas mit seinem Laptop nicht stimmt. Und das schlimmste Erlebnis auf dem Wochenmarkt in Avignon: »Auch fand sich kein Meerrettich für den Rote-Beete-Salat.« Doch dessen Schärfe fehlt leider tatsächlich den literarischen Bildern, die Krausser in seinen Tagebüchern zeichnet. Wenn er zu entscheiden habe, »welches Tandem verschwinden müsste, Joyce und Proust oder Reiser und Goscinny – die Entscheidung fiele so leicht wie eine halbe Entendaune.« Bitte wie? Warum wie eine halbe Daune? Warum vor allem ein so schwerfälliges gemästetes Wort wie »Ente«, wenn man etwas Leichtes symbolisieren will? Und vor allem: Nichts fällt langsamer zu Boden als eine Daune, dabei wollte Krausser doch offenbar gerade betonen, wie schnell er diese Entscheidung fallen könne. Da fehlt dann nicht nur der Meerrettich, sondern auch das Salz und das Öl.

Und doch: Es gibt diese Stellen in den Tagebüchern, die all das haben. Es sind jene Passagen, in denen die offenbar außergewöhnlich wunderbare Frau von Krausser mit Namen Beatrice beziehungsweise Bea auftritt. Kaum fällt ihr Name, da erhebt sich das Tagebuch sogleich zu seinen wahren Höhepunkten. Etwa hier: »Ich: Strahle ich Haltung aus? Bea: Sicher, aber welche halt.« Da fällt uns dann doch vor Erleichterung eine halbe, sehr ironiefähige Ente vom Herzen.

Helmut Krausser: Substanz

Das Beste aus den Tagebüchern 1992 - 2004; DuMont, Köln 2010; 462 S., kr. 219,- inkl. moms

fredag den 26. marts 2010


Mir war einfach nie langweilig


"Ich bin eher eine Tagträumerin": Patti Smith am Freitag bei einer Lesung aus ihrem Buch in Köln
Das Treffen beginnt damit, dass sie sich entschuldigt, so hungrig gewesen zu sein, dass sie es nur mit Verspätung hierher zum Hotel geschafft hat. Patti Smith ist gerade in Köln angekommen, am bislang freundlichsten Tag dieses Jahres, und war schnell noch in einem Restaurant nahe der Domplatte eingekehrt.

Jetzt aber, sagt sie und zieht sich das Stoffteil vom Kopf, das man vielleicht am besten mit „Schlapphut“ beschreiben könnte. Die 63-Jährige ist drahtig, klein, schmal, die grauen Haare fallen ihr über die Schultern, eine Strähne links von ihrem Gesicht ist zum Zopf geflochten, was nach Zeitvertreib im Taxi aussieht. Patti Smith trägt von Kopf bis Fuß Dunkel, ihr Gesicht ist blass und strahlt dabei nichts als Frische und gute Laune aus.



Patti Smith in der Düsseldorfer Ausstellung zwischen einem Porträt und einem Selbstporträt Mapplethorpes
Warum, erklärt sie ungefragt: Gerade habe sie zum ersten Mal die deutsche Ausgabe ihres Buches in der Hand gehalten und sei begeistert, wie wunderbar es aussehe. „Just Kids“ heißt es, auch auf Deutsch. Es sind Erinnerungen an ihre Freundschaft mit dem Künstler und Fotografen Robert Mapplethorpe und ihre Liebe füreinander. Sie war sein erstes Model, schenkte ihm seine erste Kamera, bestärkte ihn darin, Fotograf zu werden, so wie er sie bestärkte, als Künstlerin und Sängerin ihren Weg zu gehen. 1989 starb er an Aids.

Wie hätte Robert Mapplethorpe wohl ein Buch genannt, das Ihre gemeinsame Geschichte erzählt?
Nun, Robert hätte nie ein Buch geschrieben. Er war kein großer Leser, kein Schreiber. Aber er hätte diesen Titel gemocht. Vielleicht hätte er das Buch auch „Blue Star“ genannt. Ein blauer Stern war unser Symbol.

„Just Kids“ klingt beinahe entschuldigend.
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Rezension: Patti Smiths „Just Kids“
Robert Mapplethorpe in Düsseldorf: Der Wille zur nackten Form
Ich wollte, dass die Leute gleich wissen, was sie erwartet. Das Buch erzählt von junger Liebe, Hoffnungen, Existenzkämpfen und solchen um Freiheit. Und mir gefiel, dass „Just“ zweierlei bedeuten kann. Man kann es verkleinernd lesen: Ach, sie sind doch nur Kinder. Zugleich bedeutet es auch: gerecht, rechtschaffen. Wir waren nur Kinder, aber wir hatten Sinn für Moral, was die Kunst betrifft.

Der Ton des Buchs ist fast lyrisch, Sie erzählen sanft. Ihre andere Seite, der Zorn und die Aggression Ihrer Bühnenauftritte, die Sie zur Königin des Punkrock machten, kommt nicht vor. Warum?
„Just Kids“ sollte vor allem von der Zeit zwischen 1967 und 1975 erzählen. Diese Energie, die Sie ansprechen, fand nur auf der Bühne statt – und bis 1974 stand ich dort nicht oft. Ich bin keine zornige, sich körperlich ausdrückende Person, ich bin eher eine Tagträumerin.

Wenn Sie gar keinen Zorn empfanden, wo holten Sie den dann auf der Bühne her?

Besucher spiegeln sich in einem 1988 entstandenen Selbstportrait Mapplethorpes
Aus dem Publikum. Es gibt Abende, an denen sind meine Auftritte von Aggression geprägt, weil es das ist, was ich von den Menschen erfahre. Andere Auftritte sind eher ruhig. Aber ich wollte mich in dem Buch nicht mit meiner Bühnen-Persona befassen. Es sollte um Robert und mich gehen. Ich hatte ihm vor seinem Tod versprochen, unsere Geschichte aufzuschreiben.

Das Buch lässt die New Yorker Kunstszene der sechziger und siebziger Jahre lebendig werden, mitsamt deren grenzenlosem Drogenkonsum. Sie wirken in diesem Umfeld unglaublich nüchtern, im buchstäblichen Sinne.
Bevor ich 16 Jahre alt wurde, hatte ich schon Tuberkulose, Hepatitis, Pfeiffersches Drüsenfieber, Scharlach, zwei Arten von Masern und Mumps gehabt. Ich musste einfach vorsichtig sein. Selbst heute muss ich vernünftig sein mit dem, was ich esse oder trinke. Wenn ich einen Shot Tequila trinken möchte, trinke ich eben genau den. Ich konnte auch nicht richtig rauchen. Ich habe nur gepafft, weil das cool aussah, meine Lungen verkrafteten das Inhalieren nicht. Außerdem habe ich im „Chelsea Hotel“ . . .

. . . in dem Robert und Sie wie viele andere Künstler damals für einige Zeit wohnten . . .

. . . so viele Menschen getroffen, die auf Grund von zu viel Drogen keine Unterhaltung mehr führen oder sich auf irgendetwas konzentrieren konnten.

So wollten Sie nicht sein.
Ich wollte auch nicht abhängig sein. Als ich noch jung war, war meine Mutter süchtig nach Zigaretten. Wenn wir kein Geld mehr hatten, fingen ihre Hände an zu zittern. Und wir hatten damals kaum Geld. Oft nehmen Menschen Drogen, weil ihnen langweilig ist. Mir war einfach nie langweilig. Die paar Male, die ich in jungen Jahren mit Drogen herumexperimentierte, habe ich immer versucht, etwas aus der Erfahrung zu ziehen.

Zum Beispiel?
Eine Geschichte zu schreiben oder ein Gedicht. Drogen einfach nur zum Spaß zu nehmen hat mich nie angesprochen. Deshalb kann ich mich an meine Drogenerfahrungen auch noch so gut erinnern. Ich habe vielleicht drei oder vier Mal LSD genommen, außerdem in den Siebzigern ein paar Jahre lang Gras geraucht und mochte das sehr. Aber ich habe es aufgegeben. Ich bin kein suchtgefährdeter Mensch.

Mit Ausnahme von Kaffee, wie man Ihrem Buch entnimmt.
Ja. Kaffee ist mein einziges Laster. Aber auch da bin ich maßvoller geworden. Heute trinke ich, wenn es hochkommt, vier Tassen.

Früher waren es an die zwanzig. Konnten Sie da nachts überhaupt einschlafen?
Kaffee hat auf mich noch nicht mal eine sonderlich anregende Wirkung. Aber das Leben hat mich gelehrt, dass alles, was man im Überfluss zu sich nimmt, einen krank machen kann. Sie können zu viele Karotten essen, und es wäre nicht gut für Sie. Aber zurück zur damaligen New Yorker Szene: Auch wenn ich fast immer nüchtern war, war ich wohl nie der ganz normale Typ. Robert nahm LSD und behauptete, ich, die ich nichts nahm, wirke zugedröhnter als er.

Bevor Sie nach New York gingen, waren Sie schwanger und gaben das Baby zur Adoption frei. Sie erwähnen das nur am Anfang. Haben Sie je versucht herauszufinden, was aus ihm geworden ist?
Nein. Ich bin die biologische Mutter, aber das Kind hat Eltern, die es aufgezogen haben. Ich habe immer für sein Wohl gebetet. Als ich es weggab, war ich selbst fast noch ein Kind. Ich hatte kein Geld, keine abgeschlossene Ausbildung – und ich hatte Ziele. Ich tat, was ich tun musste, so empfand ich es. Es gibt keine einfache Antwort für eine solche Entscheidung, ob es Adoption ist oder eine Abtreibung. Egal wie, man opfert etwas.

In New York haben Sie dann, so scheint es, in einer Zeit, in der Frauen für ihren Platz in der Gesellschaft kämpfen mussten, ganz leicht und gleichberechtigt Zugang zur Kunstszene gefunden. War es so einfach, wie es sich liest?
Ich habe nie darüber nachgedacht, dass ich als Frau Kunst machen wollte. Ich habe einfach geschrieben, gesungen, so wie jeder Mann.

Es war also einfach?
Nein. Es ist nur so, dass mein Ziel immer war, Großartiges zu schaffen, selbst wenn das anmaßend und überheblich war. Ich habe mich dem Rock ’n’ Roll als Künstler angenähert, um ihn mit Poesie zu vermischen, etwas Besonderes zu schaffen. Und wenn Leute nicht mochten, was ich machte, habe ich es mir immer damit erklärt, dass sie es wohl einfach nicht verstanden. Ich habe es nie in Verbindung damit gesetzt, dass ich eine Frau bin. Aber mir sind die Schwierigkeiten natürlich bewusst. Ein Beispiel?

Bitte.
„Because the Night“ war 1978 ein großer Erfolg in den Vereinigten Staaten. Debby Boone war mit „You Light Up My Life“ auf Platz eins der Top-Ten-Charts . . .

Ihr Song lag knapp hinter den ersten zehn.
Platz 12 oder 13. Mir wurde immer wieder gesagt: „Du kommst nicht in die Top Ten, bis Debby absteigt, weil nur eine Frau in die Top Ten kommt.“ Eine unglaublich dumme Haltung. Für manche Menschen wäre das vielleicht ihre Schlacht gewesen. Aber meine war es, bessere Songs zu schreiben. Als Künstler kann ich mich am besten in die Diskussion einbringen, wenn ich einfach meine Arbeit mache und versuche, auf diesem Weg Vorbild zu sein – für alle, ob Männer oder Frauen. Wobei ich von Kindheit an umgeben war von engagierten Frauen, die hart dafür gearbeitet haben, dass sich die Gesellschaft öffnete und Frauen ihren gerechten Platz darin fanden, einen gleichberechtigten. Da fällt mir ein . . .

Ja?
Wo wir uns über Rollenzuweisung unterhalten – den besten Film, den ein junges Mädchen sehen kann oder ein altes, so wie ich es bin, ist Tim Burtons „Alice im Wunderland“. Wie Alice darin zu sich selbst findet – jenseits von Geschlechtszugehörigkeit und Rollenverständnis . . . Sie kommt nicht durch eine politische Bewegung dorthin, sondern durch sich selbst. Durch Magie. Durch ihre eigene Phantasie. Sie stellt sich ihren Ängsten. Menschen, die die Energie aufbringen, sich für die Rechte von Frauen einzusetzen, tun natürlich etwas absolut Wichtiges, Unerlässliches. Aber ein Künstler muss sich darüber hinausbewegen. Große Kunst ist nicht geschlechtsspezifisch. Das wusste ich immer, schon als junges Mädchen.

Gab es Frauen, die Ihren Weg geprägt haben?
Mut habe ich von meiner Mutter geerbt, wobei sie viel mehr davon hatte als ich.

Und in der Kunst?
Als bildende Künstlerin Frida Kahlo. Sonst wollte es das Schicksal wohl so, dass es vor allem Männer waren: Picasso, Rauschenberg, de Kooning, Jackson Pollock. Aber ich bewundere viele Frauen. Joni Mitchell. Edith Piaf. Auch Waltraud Meier, die großartige Wagner-Interpretin. Meine liebsten Bücher dagegen wurden von Männern geschrieben, „Peter Pan“, „Alice im Wunderland“ oder „2666“ – doch mit dem Schreiben beginnen wollte ich wegen Louisa May Alcotts „Little Women“. Geprägt hat mich zweifelsohne: Robert. Er hat mir als Freund und Künstler geholfen, mein Selbstbewusstsein zu entwickeln.

Wenn Sie heute an ihn denken, was vermissen Sie am meisten?
Jemanden, der einen wirklich kennt, und das seit sehr langer Zeit. Aber ich spüre Robert. Auch heute noch.

Interview: Anne Ameri-Siemens

Patti Smith: „Just Kids. Die Geschichte einer Freundschaft“. Aus dem Amerikanischen von Clara Drechsler und Harald Hellmann. Verlag Kiepenheuer & Witsch, 304 Seiten, kr. 175,- inkl. moms



Text: F.A.Z.
Bildmaterial: AP, ddp, picture alliance / dpa

Tagebuch Martin Walser
"Mit Habermas in Amerika, das wärs"
Ein Schicksal namens Marcel Reich-Ranicki: Martin Walser offenbart in seinen verstörenden Tagebüchern aus den Jahren 1974 bis 1978 das ganze Seelendrama eines Schriftstellers.

© Patrick Seeger/dpa


Martin Walser vor seinem Haus in Nußdorf am Bodenseeufer

Noch sind die Fäden sichtbar, die die deutsche Literatur der Gegenwart mit ihrer gerade mal eben vergangenen Geschichte verbinden. Und daher können wir auch noch jenes seltsame Schauspiel beobachten, das momentan auf diesen Fäden aufgeführt wird. Es tanzen dort Gestalten, zumeist jenseits des 80. Lebensjahres, die uns ihre Geschichte noch einmal virtuos präsentieren. Die Mission ist dabei klar: Sie wollen sich zum Herrscher über ihre Zukunft, ihr Nachleben aufschwingen – und zugleich das Hier und Jetzt wie eh und je lautstark dominieren. Denn leiser haben sie es nicht gelernt. Günter Grass organisiert seit Jahren gewohnt kraftvoll sein Nachleben in seinem eigenen Museum in Lübeck; Erinnerungen, Tagebücher, Briefe und Stasiakten erscheinen unablässig. Und während Hans Magnus Enzensberger seine Briefwechsel mit Peter Hacks und Uwe Johnson aus den Archiven herauslässt, polemisiert er als Weltbürger munter missvergnügt gegen die provinzielle Europäische Union.

Womöglich ist es ihr letzter großer Auftritt, den die begnadeten literarischen Selbstdarsteller dieser Generation aufführen, ein Gesamtkunstwerk der Gleichzeitigkeit: Geschichte werden noch zu Lebzeiten – und zugleich in der Gegenwart immer weiterleben. Es muss ein eigentümliches Gefühl sein, diesen Tanz zwischen den Zeiten zu vollführen. Im Mai 1955 hält Thomas Mann in Weimar seine große Rede zum Schiller-Gedenkjahr. Am gleichen Wochenende bekommt ein junger Rundfunkredakteur für eine Erzählung den Preis der Gruppe 47 bei deren Tagung in Berlin. Und im Januar 2010 steht er mit vielen anderen Menschen auf einem Hof im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg, wo Suhrkamp, sein einstiger Verlag, feierlich ein neues Quartier neben Klamottenläden und Coffee-to-go-Shops bezieht: Martin Walser, der immer noch Buch um Buch schreibt, zuletzt die Novelle Mein Jenseits, dieser Schriftsteller Martin Walser wird Geschichte – und bleibt einer von uns.

Lesetipp von Iris Radisch

"Mein Jenseits" von Martin Walser

Walser, der in wenigen Tagen seinen 83. Geburtstag feiert, gehört ebenfalls zu jenen Vergangenheitsinszenierern, die uns noch einmal vorführen wollen, wie sie wurden, was sie sind. Dafür hat er seit einigen Jahren einen speziellen Weg gewählt: Er veröffentlicht zu Lebzeiten seine – dafür naturgemäß leicht bereinigten – Tagebücher. Walter Kempowski und Peter Rühmkorf, die großen Diaristen der Bundesrepublik, haben das für ausgewählte Zeiträume ebenso getan. Und nun Walser: 2005 erschien der erste Band, der die Jahre 1951 bis 1962 umfasst; 2007 kamen dann die Tagebücher von 1963 bis 1973 heraus. Unzählige Blindbände hat Walser im Laufe der Jahrzehnte vollgeschrieben, mit Randzeichnungen und Kritzeleien versehen. Mitnichten ist dabei eine herkömmliche Lebenschronik entstanden; vielmehr sind Walsers Tagebücher ein Assoziationsraum für alles, was ihn umtreibt: Erlebnisse, Gedanken, der Literaturbetrieb, die Familie und die schwer erträglichen Kollegen, die eigenen Werke, Textentwürfe, Aphorismen, Intimes und Öffentliches. Tagebuchschreiben ist für Walser eine Übung im Schauen, Fühlen und Dafür-eine-Sprache-Finden. Impulsives »Hinschreiben« statt pedantisches »Aufschreiben«: So charakterisiert er sein freies Verfahren, das ihn allerdings weniger von anderen Tagebuchschreibern unterscheidet, als er suggeriert.

Nun also präsentiert der Schriftsteller in der dritten Lieferung sein Leben zwischen 1974 und 1978. Beim Lesen dieses Bandes wird auch der größte Walser-Kenner aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Bewunderung und Fassungslosigkeit dürften sich zunächst die Waage halten angesichts der Selbstenthemmung, mit der da einer seine Haut zu Markte trägt. Einiges war man bislang vom Öffentlichkeitsarbeiter Walser gewohnt; Aufmerksamkeit zu erregen war nie das Problem des einstigen Reichsmeisters im Signalwinken bei der Marine-HJ. Doch dieses Tagebuch über seine siebziger Jahre hat eine stärkere Wirkung. Wir lernen Walser besser denn je kennen. Oder genauer gesagt: Wenn wir ihm, dem durchtriebenen Charmeur und versierten Verführer, folgen, glauben wir ihm am Ende, ihn nunmehr besser verstanden zu haben. Es ist zugleich weit mehr als »nur« ein Walser-Tagebuch oder ein anekdotensattes Kompendium zur Literaturgeschichte der siebziger Jahre. Hier werden die Leiden des Schriftstellerdaseins ausgestellt: Wann je hat man sie so präzise-minutiös studieren können wie in diesem Tagebuch?
Die siebziger Jahre sind Krisenjahre für Walser. Seit Längerem erfolglos mit seinen Büchern, gerät er, der Jungstar der Fünfziger und Sechziger, in schweres Gewässer. Politisch ist er weit nach links in DKP-Nähe gedriftet, sehr zum Verdruss seines Verlegers Siegfried Unseld, der ihm 1974 erklärt: »Da hat eben ein Teil der MW-Leser gesagt: Da machen wir nicht mehr mit. Und das sind ja jetzt immer mehr Leute, die da nicht mehr mitmachen.« Walser fühlt sich als Außenseiter im Suhrkamp-Kosmos. 1975 notiert er: »Aber ich sage mir, dass ich von diesem Verlag weggehen werde, sobald ich es mir erlauben kann. Ich will in dieser Umgebung nicht bleiben. Die sollen unter sich sein. In ihrer Feierlichkeit auf Gegenseitigkeit. Eine Papiergemeinde, die sich zum Mittelpunkt der Welt erklärt.« Das Verhältnis zu dem anderen schwer kriselnden Autor jener Jahre, Uwe Johnson, ist zerrüttet, auch wegen dessen »moralischem Narzissmus«: »Der Clinch zwischen Uwe und mir ist jetzt ein Clinch von Zusammenbrechenden.« Neid schärft ihm den Blick auf Kollegen – auf den in sich ruhenden Max Frisch (»Riesenerfolg macht ihn so elastisch. Ich bin das Gegenteil«), auf den »Chefkunstgewerbler« Enzensberger: »HME ist der eindringlichste, unwiderlegbarste, dauerhafteste Beweis, dass ein Intellektueller nie etwas ernst meint. Er meint nur immer wieder sich. Er hängt nicht sein Fähnchen nach dem Wind, sondern er ist das Fähnchen, und das hat bekanntlich keine Wahl zu wehen.« Er meint nur immer wieder sich: Auch eine Selbsterkenntnis? Befreundet unter seinesgleichen fühlt er sich nur noch mit einem: »Ich finde außer Jürgen Habermas keinen mehr ganz erträglich. Mit Habermas in Amerika, das wär’s.« Die Lage erscheint zunehmend ausweglos; auch das Haus kann kaum mehr finanziert werden. »Ich habe nichts anderes mehr zu tun, als das Versagen zu notieren. Aufmotzen notier ich auch. Aufmotzen und Versagen bzw. Versagen und Aufmotzen, das sind meine zwei Lebensinhalte.« Der Gedanke an den Tod taucht auf; der Anblick eines Messers kann ihn auslösen: »Stundenlang, eigentlich schon den ganzen Tag von Mordgedanken, völlig ungerichteten, umhergetrieben. Dieser Druck kann sich gegen jeden richten, auch gegen mich selbst.« All das könnte man noch unter Künstlerdepression oder Midlife-Crisis verbuchen. Doch was ihm dann widerfährt, steigert die Krise zum inneren Ausnahmezustand
»Siegfried rief an heute Morgen und teilte mit, dass von R-R eine ganz negative Kritik morgen in der FAZ publiziert werde«, notiert Walser am 26. März 1976. Anderntags im Zug nach Frankfurt liest er, wie Marcel Reich-Ranicki seinen Roman Jenseits der Liebe ausgiebig und heftig hinrichtet: Es lohne nicht, auch nur eine einzige Seite des Buches zu lesen; Walser sei erneut an einem Tiefpunkt seiner Laufbahn angekommen. In diesem Augenblick wird das Tagebuch zur Überlebenshilfe. Minutiös protokolliert Walser, wie es in ihm tobt, monatelang. Immer wieder rätselt er über die Motive des Frankfurter »Literaturwebels« und registriert seismografisch, wie seine Umgebung reagiert: Was denkt wohl seine Frau Käthe? Wer hat noch nicht angerufen, um sich zu solidarisieren? Noch im Zug hatte Walser eine Rede an Reich-Ranicki entworfen: »Ich sage Ihnen also, dass ich Ihnen, wenn Sie in meine Reichweite kommen, ins Gesicht schlagen werde. Mit der flachen Hand übrigens, weil ich Ihretwegen keine Faust mache.« Und weiter: »Sie werden, bitte, nicht auch noch die Geschmacklosigkeit haben, diese Ankündigung und ihre gelegentliche Ausführung als Antisemitismus zu bezeichnen.« Mittags im Verlag kann ihm Unseld alle Aktionen mühsam ausreden. Dass das Buch ein Erfolg wird, vermag Walser nicht zu trösten: »Ich fühle mich schutzlos.«

Unzählige solcher Seiten sind es, die diesen Band schon jetzt zu einem Klassiker des Schriftstellertagebuchs machen: Wohl selten ist das umkämpfte Innenleben eines Autors so sichtbar geworden. Was nach lächerlichem Wahn klingt, ist bitterer Ernst. Die Abgründe lauern überall: Habermas erklärt, warum Unseld Walser hasst und weshalb er glaube, dass Reich-Ranicki diesen mit Unselds Einverständnis verrissen haben könnte (was Günter Grass ebenfalls glaubt). Natürlich gibt es auch anderes: Seine Frau und seine vier Töchter sind ihm Kraftquell in der Krise. »Ohne Käthe könnte ich nicht leben«, notiert er im Dezember 1975. Es gibt wunderbare Szenen eines Kasinobesuchs oder von Siegfried Unseld, der die Freundin seines Sohnes Joachim übernommen hat, oder den gescheiterten Versuch, Grass zu einem gemeinsamen Pornokino-Besuch zu überreden; dazu Reiseimpressionen aus Japan oder Amerika. Doch selbst dort verfolgt ihn Reich-Ranicki – in einem Traum rennt der Kritiker hinter ihm her, bis der zunächst fliehende Walser merkt: »Ich bin der, der hinter mir herrennt.« Das Leiden des Schriftstellers kennt keine Grenzen, es schwillt an zu einem mäandernden Strom. Natürlich könnten wir den Kopf schütteln über die Maßlosigkeit seiner Klage; immerhin kein Novize, sondern ein Mann von 50 Jahren, der Erfolge und Anerkennung eingeheimst hat und sich dennoch stets ausgeliefert fühlt. Und doch steckt in dieser Walserschen Ich-Seligkeit, deretwegen er den Leser an diesem Tagebuch teilhaben lässt, jene unendliche Sehnsucht nach Liebe, die ihn antreibt. Er reißt sich das Hemd auf und zeigt uns seine Wunden, damit wir ihn verstehen. Damit wir sein kompliziertes, wechselhaftes Verhältnis zum bald 90-jährigen Reich-Ranicki begreifen, das 2002 zum Eklat um Walsers Roman Tod eines Kritikers führte. Als die FAZ Ende 1977 Walsers Novelle Ein fliehendes Pferd vorabdrucken will, seufzt seine Frau Käthe: »Jetzt sollte man wieder Charakter haben.« Das Buch wird eine Wiederauferstehung, ein Riesenerfolg, Reich-Ranicki lobt hymnisch. So recht freuen kann sich Walser darüber nach allem nicht.

Hier stehe ich und kann nicht anders: Kann man Walser lieben für seine Liebessehnsucht, um deretwillen er uns via Tagebuch an seinen existenziellen Nöten teilhaben lässt, sich wieder und wieder erklären will? Manche mögen solche Entblößungen peinlich finden, doch das war nie ein Walserscher Begriff. Seine Anerkennungskämpfe, seine durchschaubaren Inszenierungen folgen einer sich selbst nicht schonenden Künstlerlogik. Und Walser weiß es ja selbst: »Ich habe ein gestörtes Verhältnis zur Realität.« Insofern ist dieses Tagebuch einer überstandenen Krise ein großartiges, verstörendes Dokument, ja tatsächlich auch ein Vermächtnis: Denn es weist über sich selbst hinaus in die seelischen Untiefen, die jedes große Künstlerdasein kennt.

Martin Walser: Leben und Schreiben

Tagebücher 1974–1978; Rowohlt Verlag, Reinbek 2010; 590 S., kr. 218,50 inkl. moms

Eckart von Hirschhausen
Die Leber wächst mit ihren Aufgaben Komisches aus der Medizin.
'rororo Taschenbücher'.
zahlreiche farbige Cartoons.
kartoniert kr. 87,50 inkl. moms

Hilft Akupunktur beim Auto? Warum regt einen Glückstee so auf? Und wie findet man mit geschlossenen Augen seinen Traumpartner?
Arzt, Kabarettist und Bestsellerautor Dr. Eckart von Hirschhausen kennt sich aus im Leben, ihm ist nichts Menschliches fremd, und niemand ist vor ihm sicher. Mit diagnostischem Blick entdeckt er das Komische in Medizin und Alltag und kommt zu erstaunlichen Ergebnissen: Kindern muss man Gemüse verbieten, die Bahn ist eine buddhistische Sekte, und die Löcher im Käse machen dick. Eckart von Hirschhausens Texte sind keine Placebos, sondern humorvolle Lebenshilfe in einer Welt, für die wir nie geschaffen wurden.
Ansteckend lustig!

tirsdag den 23. marts 2010


Norman Ollestad
Süchtig nach dem Sturm Roman.
Originaltitel: Crazy for the Storm.
Lesebändchen.
gebunden kr. 175,- inkl. moms

»Am 19. Februar 1979, kurz nach Sonnenaufgang, geriet unsere Cessna in einen Schneesturm und knallte in einen schroff abfallenden 2650 Meter hohen Berg. Mein Vater war 43, seine Freundin Sandra 30 und ich war 11 Jahre alt. Am Ende einer 9-Stündigen Feuerprobe war ich der einzige Überlebende.«
Während andere Kinder Fahrradfahren und Ball spielen, fährt Norman halsbrecherische Skirennen und suft mörderische Wellen. Immer angehalten von seinem Vater, Big Norman, den er gleichzeitig hasst und anbetet. Als er den gefahrvollen Abstieg in Schnee und Eis alleine meistert, dankt er nicht Gott, sondern seinem Vater, der ihn den Umgang mit der Angst gelehrt hat.
Norman Ollestad erzählt geradezu atemlos von seiner Kindheit im Malibu der 70er Jahre und von dem dramatischen Absturz in den Bergen. Vor allem aber erzählt er von der einzigartigen Beziehung zu dem Vater, der das Risiko anzog wie ein Magnet, dessen Willenskraft und unzähmbare Passion ihn immer wieder verzauberten. Eine mitreißende Hommage an das Leben, das immer mehr sein sollte, als nur zu überleben.

mandag den 22. marts 2010


Frank Schätzing
Limit Roman.
Lesebändchen.
gebunden kr. 228,- inkl. moms

"Limit", der neue Wissenschaftsthriller von Frank Schätzing spielt im Jahre 2025.
1972 war der Mensch letztmalig auf dem Mond. 2025 kehrt er dorthin zurück, um ein Element zu fördern, das alle Energieprobleme unseres Planeten lösen könnte. Fern von der Erde werden seine kühnsten Erwartungen übertroffen. Von seinen schlimmsten Befürchtungen.

Der Machtkampf um die Zukunft unseres Planeten hat begonnen: Die Nationen liefern sich einen erbitterten Wettlauf um die wertvolle Ressource Helium-3, eine neue saubere Energiequelle, die nur auf dem Mond vorkommt und das Ölzeitalter über Nacht beenden könnte.

Das atemberaubende Szenario einer sehr nahen Zukunft:
Mai 2025: Die Energieversorgung der Erde scheint gesichert, seit die USA auf dem Mond das Element Helium-3 fördern. Bahnbrechende Technologien des Konzerngiganten Orley Enterprises haben die Raumfahrt revolutioniert, in einem erbitter-ten Kopf-an-Kopf-Rennen versuchen Amerikaner und Chinesen, auf dem Trabanten ihre Claims abzustecken.

Während der exzentrische Konzernchef Julian Orley mit einer Schar prominenter Gäste zu einer Vergnügungstour ins All aufbricht, soll Detektiv Owen Jericho, den eine unglückliche Liebe nach Shanghai verschlagen hat, die untergetauchte Dissidentin Yoyo ausfindig machen. Was nach Routine klingt, ist tatsächlich der Auftakt zu einer alptraumhaften Jagd von China über Äquatorialguinea und Berlin bis nach London und Venedig. Denn auch andere interessieren sich für Yoyo, die offenbar im Besitz streng gehüteter Geheimnisse und ihres Lebens nicht mehr sicher ist.

Jericho muss sich mit der bildschönen, aber ziemlich anstrengenden Chinesin zusammentun, um den phantomgleichen Gegnern auf die Spur zu kommen. In einer Zeit, in der multinationale Konzerne der Politik zunehmend das Zepter aus der Hand nehmen, führen beide einen verzweifelten Kampf ums Überleben, gehetzt von einer Übermacht hochgerüsteter Killer. Die Suche nach den Drahtziehern führt mitten hinein in die Wirren afrikanischer Söldnerkriege, Machtkämpfe um Öl und alternative Energien, Vorherrschaftsträume im Weltraum - und zum Mond, auf dem sich Orleys Reisegruppe unvermittelt einer tödlichen Bedrohung gegenüber sieht.
Jetzt reinlesen: Gratis-Leseprobe (pdf)

"»Limit« ist ein spannender Science-Fiction der harten, wissenschaftsorientierten Sorte, ein Genre, das in Deutschland kein anderer Autor auf diesem hohen Niveau beherrscht. Nicht anders als von Schätzing zu erwarten, bekommt der Leser eine ungemein genau recherchierte Einführung in Astrophysik und Weltraumfahrt geboten; auch die Science-Fiction-Klassiker werden eifrig zitiert.
(...) Schätzing diskutiert die hochbrisanten Fragen nach der zukünftigen Energieversorgung der Menschheit, und er diskutiert sie so, dass eine größtmögliche Zahl von Lesern sich dafür interessieren wird."
Richard Kämmerlings, FAZ
Frank Schätzing, geboren 1957 in Köln, studierte Kommunikationswissenschaften, war Creative Director in internationalen Agenturen-Networks und ist Mitbegründer der Kölner Werbeagentur Intevi.
Anfang der Neunigzer begann er, Novellen und Satiren zu schreiben und veröffentlichte 1995 den historischen Roman Tod und Teufel. Nach zwei weiteren Romanen und einem Band mit Erzählungen erschien 2000 der Bestsellerroman Lautlos, ein politischer Thriller über den Weltwirtschaftsgipfel 1999, den die Presse als »schillernde Momentaufnahme des ausgehenden Jahrtausends« lobte.
Im Frühjahr 2004 erschien sein Roman "Der Schwarm". Das Buch hat seit Erscheinen über 920.000 Exemplare im Hardcover verkauft und wurde in 17 Sprachen übersetzt.

2004 erhielt Frank Schätzing den Corine-Preis und 2005 den Deutschen Science-Fiction-Preis. 2006 erschien sein zweites Buch über die Meere "Nachrichten aus einem unbekannten Universum". Frank Schätzing lebt und arbeitet in Köln.

fredag den 19. marts 2010


Michael Hardt, Antonio Negri
Common Wealth Das Ende des Eigentums.
Originaltitel: Commonwealth.
indbundet. kr. 355,- inkl. moms

In der momentanen Krise wächst das gesellschaftliche Unbehagen am Kapitalismus.

Viele Menschen fragen jetzt nach einer menschlicheren Alternative des Zusammenlebens. Eine Gesellschaft jenseits von Maximen wie Profit, Konkurrenz und Besitzdenken - ist das möglich? Michael Hardt und Antonio Negri, Autoren des Bestsellers »Empire«, entwickeln in ihrem neuen großen Werk einen provozierend optimistischen Gesellschaftsentwurf. Dieser beruht nicht mehr auf dem neoliberalen Gegensatz von Privatbesitz und öffentlichem Eigentum, sondern auf der Idee des Gemeinsamen (»common«). Ressourcen wie Wasser, Luft und Pflanzen und immaterielle Güter wie Wissen und Information gehören uns allen. Wenn wir sie teilen, wird der Weg frei für eine gerechtere Gesellschaft, an der alle partizipieren können.

Im Streit um das politische Profil des 21. Jahrhunderts bieten die Autoren ein zentrales Gegengewicht zu all jenen, die uns weismachen wollen, dass die derzeitige Politik- und Wirtschaftsform die einzig mögliche sei