mandag den 10. september 2012

Porträt des ägyptischen Comic-Zeichners Ahmed Omar ''Die Sicht der anderen Seite'' Der Comic-Künstler Ahmed Omar ist vor allem wegen seiner Cartoons in "El-Doshma" bekannt. Seine Comics handeln von Korruption, Ungerechtigkeit – und der Suche nach einem besseren Leben. Matthias Sailer stellt den Künstler vor. Seine Liebe zu Comics entdeckte Ahmed schon früh: Mit sieben Jahren begann er, mit seinem Bruder um die Wette zu zeichnen: "Wir überlegten uns, was wir darstellen wollten und verglichen am Ende, wer das bessere Händchen hatte. Wir malten alles – Ninja-Turtles, Captain Magid, Power Rangers und auch viele eigene Kreationen." Während seines Studiums der bildenden Kunst in Kairo professionalisierte der aus Alexandria stammende Künstler seine Technik weiter. Auf der Suche nach einem Partner, der Texte für seine Zeichnungen schreiben könnte, traf Ahmed schließlich Eslam Abu Shady. Eslam erzählte ihm, dass der bekannte Zeichner Magdy El-Shafee ein größeres Comic-Projekt plante – das Comic-Magazin "El-Doshma". Reale Spannungsfelder Das Magazin behandelt vor allem reale gesellschaftliche und politische Missstände und spiegelt somit auch das Betätigungsfeld des Sponsors des Magazins, des "Hisham Mubarak Law Center", einer ägyptischen Menschenrechtsorganisation, wider. Spiegel der gesellschaftlichen und politischen Missstände: Der vom "Hisham Mubarak Center" finanzierte Comic-Band fokussiert vor allem auf die Lage der Menschenrechte in Ägypten. Die Texte des Heftes stammen von Eslam Abu Shady, der inzwischen fast alle Geschichten für Ahmeds Zeichnungen entwickelt. Da jedoch auch nach der dritten Ausgabe im März diesen Jahres keine Möglichkeit gefunden wurde, die Künstler für die Erstellung des Magazins zu bezahlen, ist die Zukunft des bisherigen Teams im Moment ungewiss. Den Großteil seiner Zeit widmet Ahmed derzeit seiner Arbeit als Grafikdesigner und Concept Artist für eine Computerspielfirma. Ahmeds Geschichte in der ersten, in schwarz-weiß gezeichneten Ausgabe von "El-Doshma" bündelt mehrere Handlungsstränge, die schließlich in den Ereignissen um den Kairoer Tahrirplatz im Januar 2011 zusammengeführt werden. Ahmed mag diese Geschichte besonders, "weil sie auf den tatsächlichen Ereignissen auf dem Tahrirplatz aufbaut". Da ist einmal Mustafa, ein eigentlich unpolitischer, verbeamteter muslimischer Buchhalter, der ein Kind mit einer Christin erwartet, deren strenge Mutter auch noch als Predigerin in einer Kirche arbeitet. Suche nach einem besseren Leben: Ahmed Omars Comics thematisieren die Unzufriedenheit der jüngeren Generation über die herrschenden politischen Zustände, die grassierende Korruption und Vetternwirtschaft. Der zweite Protagonist verkörpert ein immer wieder auftretendes Phänomen auf Demonstrationen, nämlich den plötzlich erscheinenden bezahlten Schläger, der die Proteste zu Gunsten seiner Auftraggeber manipuliert. Für seine Dienste wird dieser Raufbold von der Polizei bezahlt. Auch ein einfacher Bereitschaftspolizist wird porträtiert, der jedoch im Gegensatz zu den meisten anderen Rekruten der Truppe über ein ungewöhnlich stark ausgeprägtes Moralempfinden verfügt. "Wir gehörten zur Sofa-Fraktion" Das Spannende an Ahmed Omars Charakteren ist ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte. Mustafa zum Beispiel, dessen schwangere Frau bei einem Autounfall während der Demonstrationen zu Tode kommt, macht zunächst die Demonstranten für die chaotischen Zustände - und damit den Tod seiner Frau - verantwortlich. Doch im Laufe der Handlung begreift er die Hintergründe der Proteste mehr und mehr, und beginnt seine teilnahmslose Sicht auf die Zustände im Land zu hinterfragen. Die Entwicklung des fiktionalen Mustafas ist kein Zufall, sondern reflektiert auch Ahmed Omars eigene Veränderungen seit Revolution. "Ich blieb während der ganzen 18 Tage zu Hause. Zusammen mit meinem Bruder saßen wir mit Knüppeln bewaffnet nahe der Tür und haben das Haus vor Einbrechern geschütz", sagt er lachend. Für den Sohn eines Polizisten war dieses Verhalten naheliegend. "Damals stand ich den Protesten noch kritisch gegenüber. Wir gehörten so gesehen zur Sofa-Fraktion", meint Ahmed, in Anspielung auf die Bevölkerungsgruppe, die sich nicht um die große Politik kümmert, sondern zu Hause lethargisch "auf dem Sofa" sitzt. Inzwischen haben sich seine politischen Ansichten jedoch sehr verändert, was sich auch in seinen Comics widerspiegelt. Spiegel des gesellschaftlichen Umbruchs Wichtig ist für Ahmed vor allem "die Sicht der anderen Seite", also zu zeigen, dass es immer mehrere Perspektiven auf ein Problem gibt. So zeichnet er den bezahlten Raufbold zwar einerseits als kantige und muskulöse dunkle Gestalt. Andererseits gibt er ihm auch freundliche, manchmal fast sanfte Gesichtszüge, die unterstreichen, dass er sich von dem kriminellen Polizisten nicht aus Freude an der Arbeit bezahlen lässt, sondern um ihm und seiner Mutter eine ärmliche Wohnung bezahlen zu können. Von der 'Sofa-Fraktion' zur aktiven politischen Teilnahme: Anfangs stand Ahmed Omar den Protesten eher kritisch gegenüber, bis er sich über den Aufstand in Ägypten ausführlich informierte. Auch der Bereitschaftspolizist wird nicht nur als anonymer, prügelnder Vertreter des Regimes dargestellt: Er entwickelt eine zunehmend kritische Sichtweise auf das von oben befohlene brutale Vorgehen gegen die Demonstranten und erschießt am Ende sogar den kriminellen Polizisten. Ähnlich wird dem Leiden Mustafas christlicher Frau unter ihrer strengen, die Beziehung mit ihrem muslimischen Mann verurteilenden Mutter viel Raum eingeräumt. Damit soll gezeigt werden, was starre gesellschaftliche Konventionen einem jungen Menschen bedeuten können. An einer Stelle verlässt Ahmed sogar die realistische Darstellungsweise und stellt die Mutter als männlich wirkenden Priester dar. In seinem neuesten, noch unveröffentlichten Comic räumt er solchen abstrakteren Darstellungsformen noch mehr Raum ein. Auch seinen thematischen Schwerpunkten bleibt er in der von ihm ausgesuchten Geschichte treu: Diese handelt von einem von Schicksalsschlägen und gesellschaftlichen Konventionen erdrückten Menschen, der an Halluzinationen leidet und Medikamente nimmt, um sich unter Kontrolle zu behalten. Ahmed Omars Comics stellen also einen Spiegel der gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Umbrüche Ägyptens und damit auch vieler anderer arabischer Länder dar. Sie thematisieren die Unzufriedenheit vieler vor allem junger Menschen mit Korruption, verkrusteten Konventionen und überall sichtbarer Ungerechtigkeit – oder in Ahmeds Worten: "die Suche der jungen Generation nach einem besseren Leben." Matthias Sailer © Goethe-Institut Kairo 2012 Redaktion: Arian Fariborz/Qantara.de

Islamophobie

Interview mit Imam Talib Abdur Rashid Islamophobie als Teil des politischen Spiels In den USA wird das Klima Muslimen gegenüber intoleranter. Kampagnen für sogenannte Anti-Scharia-Gesetze schüren Hysterie, in New York stellte ein Ausbildungsfilm der Polizei alle Muslime unter Dschihad-Verdacht, und Under-Cover-Agenten bespitzeln dort muslimische Aktivitäten. Darüber sprach Charlotte Wiedemann mit Imam Talib Abdur Rashid, dem Leiter des Moscheeverbandes "Islamic Leadership Council". Sie standen auf der Straße mit einem Schild "Muslime verlangen gleiche Rechte!" Wogegen richtete sich Ihr Protest? Talib Abdur Rashid: Die Überwachung von muslimischen Communities, von Moscheen, Treffpunkten und Studentengruppen ist ein heftiger Verstoß gegen die amerikanische Verfassung. Die New Yorker Polizei und ihre "Intelligence Division" maßen sich unter dem Vorwand der Sicherheit an, überall herumzuspionieren. Wir werden uns damit nicht abfinden. Das muss vor Gericht geklärt werden. In Umfragen äußert nahezu jeder zweite Amerikaner eine schlechte Meinung über den Islam. Unter den Republikaner-Anhängern nennt jeder Dritte Barack Obama einen Muslim, als Synonym für unamerikanisch. Ist die religiöse Toleranz der USA am Ende? Abdur Rashid: Die Atmosphäre ist heute für Muslime negativer als nach den Anschlägen vom September 2001. Wir sind alle traumatisiert von 9/11, aber damals gab es Bemühungen, sich untereinander als Amerikaner zu unterstützen und nicht in ein Kollektivschuld-Denken zu verfallen. Heute haben die Republikaner und besonders die Tea Party Islamophobie zum Bestandteil ihrer politischen Plattform gemacht. Sie benutzen Ängste, Traumata und den Mangel an Wissen für ihr politisches Spiel. Wir sehen in jüngster Zeit, dass es in jedem Wahljahr einen Anstieg der anti-islamischen Emotionen gibt. So war es bereits bei der Obama-Wahl vor vier Jahren und bei den lokalen Wahlen in New York vor zwei Jahren. Nicht alle stellen sich so offensiv wie Sie gegen Islamophobie. Sie bezichtigen manche prominenten Muslime arabischer oder asiatischer Herkunft des Opportunismus. Warum? Wehrt sich gegen die seiner Meinung nach "verfassungswidrige Überwachung" muslimischer Vereine und Studentenverbände: Imam Talib Abdur Rashid Abdur Rashid: Die amerikanischen Muslime müssen aufhören, sich selbst ständig als "der andere" zu sehen. Und das gilt auf zweierlei Weise. Die eingewanderten Muslime reißen sich ein Bein aus, um als echte Amerikaner akzeptiert zu werden. Ich sage ihnen: Wenn du Amerikaner bist, dann verhalte dich auch so! Hier ist Amerika und nicht Bangladesch. Die Afro-Amerikaner wiederum, also die einheimischen Muslime von Amerika, müssen sich selbstbewusst zu ihrer Einzigartigkeit bekennen. Immerhin stellen wir ein Drittel der hiesigen Muslime. Unsere Zahl übersteigt die jeder anderen ethnischen Gruppe innerhalb der US-Muslime. Sie werfen den eingewanderten Muslimen vor, sich oft paternalistisch gegenüber den schwarzen Muslimen, den Konvertiten und ihren Nachkommen, aufzuführen. Was ist der Grund für diese Überheblichkeit? Abdur Rashid: Die meisten eingewanderten Muslime kennen die Geschichte der afro-amerikanischen Muslime gar nicht. Sie suchen für sich selbst eine Nische in der Gesellschaft. Deshalb wollen sie gute Beziehung zu den Mächtigen, und das sind vor allem Amerikaner europäischer Abstammung. Die Muslime arabischer und südasiatischer Herkunft beziehen sich mehr auf die weißen Machtstrukturen als auf ihre muslimischen Brüder und Schwestern, die den Islam hier etabliert haben. Aber im 21. Jahrhundert sollten wir anfangen zu begreifen, dass wir alle mit derselben Islamophobie konfrontiert sind. Wir müssen lernen, für die Stärkung der muslimischen Gemeinde als Ganzes zu arbeiten. Ich setze auf die junge Generation, sie denkt globaler und wird uns über die Differenzen hinweg helfen. Was religiöse Praktiken und Lebensstile betrifft sind die Muslime der USA sehr heterogen. Ist die Vielfalt genauso groß wie unter den amerikanischen Christen, die im Vergleich zu Europa immens zersplittert wirken? Abdur Rashid: Ja. Diese eklektische Vielfalt ist ein Teil davon, was es bedeutet, Amerikaner zu sein. Das gilt für die Christen, für die Juden und für die Muslime. Ein Rabbiner-Freund sagte mir neulich: "Wenn wir fünf Rabbiner in einem Raum haben, dann haben sie sechs Meinungen." Ich antworte ihm: "Fünf Imame in einem Raum können sieben Meinungen haben." Vielfalt ist unsere Stärke! Sie fordern die schwarzen Muslime auf, ihrem Schicksal, ihrer Mission treu zu sein. Was meinen Sie damit? Der inzwischen verstorbene Anführer der "Black Muslims" Malcolm X gilt auch heute noch vielen afroamerikanischen Muslimen als großes politisches Vorbild. Abdur Rashid: Die Etablierung des Islam in Amerika hat mit dem Sklavenhandel begonnen. Ich persönlich glaube, dass dies Teil eines göttlichen Plans für dieses Land war. Es ist kein Zufall, dass in den USA afro-amerikanische Muslime in so großer Zahl existieren – das ist ein göttlicher Entwurf. Hier in New York sind die Westafrikaner heute die am schnellsten wachsende muslimische Community. Ich sage ihnen: "Gott hat uns hierhin gebracht, damit wir euch empfangen können!" Aber viele Afro-Amerikaner, auch die muslimischen, haben zu wenig Bewusstsein ihrer Geschichte und zu wenig Selbstwertgefühl. Es mangelt ihnen an psychischer und spiritueller Verwurzelung. Dieses Problems bin ich mir als Imam sehr bewusst. Sie haben den Islam als 20-jähriger angenommen, das war 1971. Wurden Sie, wie viele andere Konvertiten, christlich-religiös erzogen? Abdur Rashid: Meine Eltern waren Baptisten in North Carolina. Sie ließen sich scheiden, als ich Kind war. Mit acht Jahren wurde ich Lutheraner, unterrichtete als Teenager sogar an einer Sonntagsschule. Aus spiritueller Neugier interessierte ich mich für andere Religionen. Am Ende wurde ich Muslim – Gott hat mich geführt. Heute habe ich einen muslimischen Sohn und eine Tochter, die Christin ist; sie hat sich so entschieden, obwohl sie muslimisch erzogen wurde. Das ist eine typisch afro-amerikanische Familie. Als Sie zum Islam konvertierten, im Jahr 1971, war der Mord an Malcolm X erst sechs Jahre her. Er starb nicht weit von dieser Harlemer Moschee, wo wir jetzt gerade sitzen. Was ist aus dieser Zeit geblieben? Abdur Rashid: Der Kampf für Gerechtigkeit! Das ist ein enorm wichtiges Anliegen aller Afro-Amerikaner und ganz besonders der Muslime unter ihnen. Malcolm X war eine Schlüsselfigur: sowohl für den Kampf um soziale Gerechtigkeit wie auch für die Hinwendung der Afro-Amerikaner zur sunnitischen Tradition des Islam. Malcolm ging von einer Version des Islam über zum eigentlichen Islam. Er ist heute immer noch eine sehr inspirierende Person. Unter jungen afro-amerikanischen Muslimen werden salafistische Strömungen beobachtet, mancherorts scheint dies eine Art Mode zu sein. Bereitet Ihnen das Sorge? Abdur Rashid: Ich sehe einen positiven und einen negativen Einfluss. Es ist wichtig, die Aufmerksamkeit der indigenen amerikanischen Muslime auf die authentischen Quellen des Islam zu lenken. Die Fokussierung der Salafisten auf den Koran und die Praxis des Propheten hat einen positiven Effekt, weil bei uns der Islam aufgrund des Eklektizismus immer allen möglichen Ideologien und Philosophien ausgesetzt ist. Aber leider haben die afro-amerikanischen Muslime wegen ihrer mangelnden Verwurzelung den Hang, sich kulturell beeinflussen zu lassen. Die Salafisten kommen aus der arabischen Welt. Im Namen der Religion kopieren nun manche Afro-Amerikaner arabische Sitten. Das ist nicht gut. Interview: Charlotte Wiedemann © Qantara.de 2012 Imam Talib Abdur Rashid, 61, Afro-Amerikaner, Konvertit, ist im interreligiösen Dialog aktiv und ein streitlustiger Blogger. Seine Moschee, die "Mosque of Islamic Brotherhood Inc." in Harlem, wurde einst von Männern und Frauen gegründet, die mit Malcolm X die "Nation of Islam" verließen und sich dem Mainstream des sunnitischen Islam zuwandten. Die afro-amerikanischen Konvertiten und ihre Nachkommen stellen ein Drittel der geschätzt sieben Millionen US-Muslime. Redaktion: Arian Fariborz/Qantara.de
Interview mit Tariq Ramadan Eine Revolution im Schwebezustand Nach Ansicht des islamischen Intellektuellen Tariq Ramadan bleiben die Revolutionen in der arabischen Welt unvollendet oder haben ihr Ziel bislang nicht erreicht. Ceyda Nurtsch hat sich mit ihm über die Perspektiven der Volksaufstände und den Charakter der Protestbewegungen unterhalten. Sie widersprechen der "idealistischen" Bewertung, wie Sie sagen, dass es sich bei den arabischen Aufständen um eine Bewegung handelt, die aus dem Nichts oder einfach spontan durch junge Leute entstanden ist. Warum? Tariq Ramadan: Als George W. Bush von der Demokratisierung des Mittleren Ostens gesprochen hat, war klar, dass er es ernst damit meinte. Viele amerikanische Institutionen begannen damit, Menschen dahingehend auszubilden. Ein Beispiel ist der friedliche Revolutionär Srdja Popovic, Mitbegründer der serbischen Protestbewegung "Otpor", der Menschen gegen Milosevic ausbildete. Es gibt also Cyber-Dissidenten und Menschen, die eine spezielle Ausbildung erhielten. Die Bewegung ist also von Anfang an unterstützt worden. Unterstützt man eine solche Massenbewegung, kann man die Folgen aber letztlich nicht absehen. Und das ist genau das, was ich auch in meinem Buch "The Arab Awakening. Islam and the New Middle East" erkläre: Wir können nicht so weit gehen und behaupten, dass es sich bei diesen Protestbewegungen um eine "Verschwörung der USA" handelt. Vielmehr stehen sie für eine Bewegung in Richtung Demokratie, die aus vielen Gründen – auch nicht-politischer Natur – entstanden ist: Wirtschaftliche Gründe spielten ebenso eine Rolle wie die Rolle Chinas und Indiens. Revolution als Export-Modell: Die serbische Jugendbewegung "Otpor" hat 2000 durch gewaltfreie Aktionen zum Sturz des Milosevic-Regimes beigetragen und diente auch den arabischen Demokratiebewegungen während des Arabischen Frühlings als politisches Vorbild. In meinem Buch analysiere ich, inwiefern die Vereinigten Staaten und die europäischen Länder ihre Politik ändern mussten, um nicht die Märkte in dieser Region zu verlieren. Also veränderten sie ihre Position und übten einen gewissen Druck aus. Was wir derzeit beobachten, ist eine Übergangssituation. Wir wissen noch nicht, wie sich die Staaten weiterentwickeln werden. Klar ist, dass in einem Land der Region die Entwicklung gewiss nicht im Sinne Amerikas oder der europäischen Staaten: verlief: In Syrien wollte man zu Beginn, dass Baschar al-Assad an der Macht bleibt und das Land von innen heraus reformiert. Aber angesichts des Muts der Menschen, ihrer Entschlossenheit und ihrer Hingabe erkennen wir nun, dass es für sie keine andere Wahl gibt als eine grundlegende Veränderung. Wir müssen also vorsichtig sein und können nicht so weit gehen zu behaupten, es handele sich hierbei um eine Verschwörung. Doch gleichzeitig sollten wir auch nicht naiv sein und davon ausgehen, dass diese Bewegungen aus dem Nichts gekommen sind. Doch Sie leugnen nicht den eigenständigen Charakter der Bewegung? Ramadan: Nein, es gibt durchaus etwas Eigenständiges. Die Jugend hat sich wirklich für die Bewegung eingesetzt. Die Stärke der Bewegung lag darin, dass sie keine Führung hatte. Doch darin lag gleichzeitig auch ihre Schwäche. Nun beobachten wir, dass die Bewegung zersplittert ist. Um die Dynamik der Aufstände zu beschreiben, benutzen sie häufig die Analogie eines Schachspiels anstatt der häufig verwendeten Metapher des Domino-Effekts. Wer profitiert am meisten von den Aufständen? Ramadan: Wenn ich Schachspiel sage, meine ich damit ein Spiel mit vielen Akteuren. Es ist kein Spiel mit nur zwei Spielern. Da gibt es die Gesellschaften und die Regierungen in Tunesien, Ägypten, Jemen, Syrien, Libyen, Bahrain und in Marokko. "In Syrien wollte man zu Beginn, dass Baschar al-Assad an der Macht bleibt. Aber nun erkennen wir, dass es für sie keine andere Wahl gibt als eine grundlegende Veränderung", sagt Tariq Ramadan. Und es gibt die Akteure von außerhalb: Es gibt den Westen, der jahrzehntelang eine wichtige Rolle gespielt hat, wie die USA und die europäischen Länder. Aber es gibt auch neue Akteure in der Region. Lateinamerika und die asiatischen Länder, Indien, Russland und China spielen heute eine wichtige wirtschaftliche Rolle in der Region. China zum Beispiel hat in den letzten Jahren seinen wirtschaftlichen Einfluss um das siebenfache gesteigert. Auch der Einfluss der Türkei in der Region wächst. Es ist letztlich alles eine Frage der Strategie: Wer wird was gewinnen? Es ist ein offenes Geheimnis in Syrien, weshalb Russland und China das Regime unterstützen und warum es auf der anderen Seite die Vereinigten Staaten und die Europäer gibt und weshalb es diese Trennung zwischen Schiiten und Sunniten gibt, die auch Teil dieser Schachpartie sind. Die Situation ist also sehr komplex. Vor allem im Westen werden immer wieder Bedenken laut, die Islamisten hätten die Aufstandsbewegungen in der Region letztlich für ihre Zwecke instrumentalisiert, sie "entführt". Ramadan: Ich denke, das ist eine grob vereinfachende Art, die Bevölkerung der Länder zu sehen. Darüber hinaus, handelt es sich bei den Islamisten ja um keine monolithische Bewegung. Der Ausgangspunkt der Aufstandsbewegung war die Jugend, aber unter ihr befanden sich auch Islamisten der jüngeren Generation, die auch die ältere Generation innerhalb der Bewegung integrierten. Die Islamisten waren Teil der Opposition, das macht sie glaubwürdig.Zu einem großen Teil handelte des sich um Muslime. In Ländern wie Ägypten gibt es aber auch die Kopten. Am Ende war der religiöse Faktor die naheliegende Referenz und erst dann kam der politische Bezugsrahmen. Die Bewegung wurde also nicht "entführt". Da es anfänglich keine Führung gab, wurde diese schließlich von den besser organisierten Kräften übernommen. "Am Ende war der religiöse Faktor die naheliegende Referenz": Demonstration von Anhängern der Muslimbruderschaft und der Salafisten gegen den Obersten Militärrat auf dem Tahrir-Platz in Kairo, der zu Beginn des Aufstands gegen das Mubarak-Regime noch das Zentrum der säkularen Opposition und der jungen "Tahrir-Revolutionäre" gewesen war. Niemand weiß genau, was geschehen wird. Man kann Menschen nicht beurteilen, bevor sie nicht etwas umgesetzt haben. Also sage ich: Lass’ sie es versuchen, anstatt die Losung der Diktatoren zu akzeptieren, die da lautet: Besser wir als die! Das Beispiel Türkei zeigt, dass dort viel mehr von der Regierung umgesetzt wurde als in den vielen anderen Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit, wo bisher die Diktatoren das Sagen hatten. Also sollte man ihnen besser die Chance geben als weiterhin den Diktatoren zu trauen. Doch sollten wir auch kritisch sein, falls sie ihre Prinzipien verraten sollten. Bis jetzt haben sie es abgelehnt, die Geschehnisse im Nahen Osten und in Nordafrika als "Arabischen Frühling" oder als "Revolution" zu bezeichnen. Stattdessen bevorzugen sie Begriffe wie "Aufstand" oder "Erwachen". Weshalb? Ramadan: Der Grund ist, dass ich denke, dass es sich entweder um unvollendete Revolutionen handelt oder um Revolutionen, die ihr Ziel nicht erreicht haben. "Unvollendet" bedeutet, dass sie noch Erfolg haben können. "Unerreicht" hingegen steht für Misserfolg. Aber ich denke, dass wir uns derzeit noch irgendwo dazwischen befinden. Ich sehe jedenfalls im Augenblick noch kein Land, das dieses Ziel bereits erreicht hat – auch nicht Tunesien. Wir sollten daher diesen bis heute anhaltenden Prozess weiterhin vorsichtig und kritisch beobachten. Interview: Ceyda Nurtsch © Qantara.de 2012 Tariq Ramadan ist Professor für Islamwissenschaften am St. Antony’s College der Oxford University.

Syrische Bürgerkrieg

„Assad droht Gaddafis Schicksal“ München – Im syrischen Bürgerkrieg eskaliert die Gewalt. Ein Ende des Assad-Regimes ist aber nicht in Sicht. Wir sprachen darüber mit dem Nahost-Experten Prof. Dr. Peter Scholl-Latour: Herr Scholl-Latour, wie viel Zeit geben Sie dem Assad-Regime noch? Viele Hunde sind des Hasen Tod. Der Umsturz und der Fall des Regimes erfolgen nicht von innen her. Er wird systematisch von außen betrieben. Assad hat natürlich im Land sehr viele Feinde. Aber so, wie der „Arabische Frühling“ bisher verlaufen ist, würde sogar der sunnitische Mittelstand, der in Syrien sehr bedeutend ist, auf diesen Bürgerkrieg gerne verzichten. Assad ist Alewit, gehört also einer Minderheit an. Wie sind die Alewiten einzuordnen? Professor Peter Scholl-Latour Assad hat sie auf seiner Seite. Es handelt sich dabei um kampferprobte Truppen, sogar um grausame Milizen, die jetzt um ihr Leben kämpfen. Es geht nicht nur um das Verteidigen von Privilegien. Diese Truppen werden massakriert, wenn ihre Gegner an die Macht kommen. Was haben die Christen zu befürchten? Das ist im Fall Syrien der eigentliche Skandal. Der Westen kümmert sich nicht im Geringsten um das Schicksal der syrischen Christen – immerhin zehn Prozent der Bevölkerung. Den Christen wird es nach einer Machtergreifung durch die Salafisten ebenso ergehen wie einst den Christen im Irak, von denen die Hälfte bereits geflohen ist. Bei aller Kritik darf man nicht vergessen, dass das Assad-Regime das einzige säkulare im gesamten Orient war. Es gab in Syrien sogar einen christlichen General, der erst kürzlich umgebracht worden ist. Syrien: So wütet Assad gegen sein eigenes Volk Dennoch war der Aufruhr in Syrien wohl kaum zu vermeiden. Das ist richtig. Syrien steht in einer Linie mit nahezu allen arabischen Ländern – ausgenommen jene Staaten, in denen Monarchien sich mit allen Mitteln und auch mit US- Hilfe behaupten. Wer steht hinter den Aufständischen in Syrien, wer unterstützt sie? Saudi-Arabien, Katar, die Türkei und natürlich die USA. Nicht zu vergessen die Europäer, die ebenfalls kräftig mitmischen. Sie sind vor allem verbal immer in vorderster Front zu finden. Etwa beim Fordern von Sanktionen. Geht es um tatkräftiges Engagement, stellen sie sich allerdings meist weit hinten an. Diese Rufe nach Sanktionen sind wenig sinnvoll, weil sie in erster Linie die armen Bevölkerungsteile treffen. Und nicht die führenden Schichten, wie wir wissen. Sie meinen damit die Sanktionen gegen den Irak? Ja, dort konnte unter anderem wegen fehlender Chemikalien das Trinkwasser nicht gereinigt werden, und tausende Kinder mussten qualvoll sterben. Sanktionen, das muss man klar sehen, sind eine inhumane Maßnahme. Wie kommen die Aufständischen in Syrien an Waffen und Munition, wie funktioniert die Logistik? An Geld herrscht kein Mangel. Dafür sorgen die Saudis, Katar und die USA. Geliefert werden die Waffen ganz offiziell über die Türkei nach Syrien. Ohne diese Hilfe hätten die Aufständischen niemals die Kraft, gegen Assads Truppen zu bestehen. Es fällt auch auf, dass die Aufstände in Orten ausbrachen, die sehr nahe an den Grenzen zu Jordanien und zur Türkei liegen. Warum liegt vor allem den USA so viel am Sturz des Assad-Regimes? Der eigentliche Zweck dieses Umsturzes, und deshalb sind auch die Amerikaner so intensiv beteiligt, ist das Verhindern einer Achse. Unterbunden werden soll, dass der Iran über den Irak – der ebenfalls mehrheitlich schiitisch ist und dessen Regierungschef mit Teheran sympathisiert – und über die Alewiten in Syrien, die ebenfalls Teheran nahestehen, die bereits enge Verbindung zur Hisbollah im Libanon ausbaut. Dort ist die Hisbollah im Süden die stärkste und landesweit die kontrollierende Kraft. Sie ist so stark, dass sie im Jahr 2006 sogar die Israelis zurückschlagen konnte. Seit einigen Tagen wird viel von Assads Giftgas-Arsenalen gesprochen. Was halten Sie davon? Das erinnert stark an die Ereignisse vor dem Irak-Krieg. Im Jahr 2003 musste sich US-Außenminister Colin Powell vor die Vereinten Nationen stellen und über Massenvernichtungswaffen berichten, die Saddam Hussein nie hatte. Zumindest nicht in größerem Ausmaß. Natürlich verfügen auch die Syrer – wie nahezu alle Länder in der Region – über Gift-Kampfstoffe. Doch das Arsenal dürfte überschaubar sein. Der Einsatz ist unwahrscheinlich, er würde die eigene Bevölkerung treffen. Lassen Sie uns noch einmal auf die Rolle des Iran kommen: Wie groß ist sie? Längst nicht so groß, wie sie vor allem im Westen immer wieder dargestellt wird. Der Iran hat sich zuletzt sehr stark zurückgehalten. Unter anderem auch im Irak, wo längst viel radikalere Kräfte an der Macht sein könnten. Mit Blick auf Syrien sollte nicht übersehen werden, dass dort salafistische und extremistische Kräfte agieren, die von Saudi-Arabien und dem dortigen Wahhabiten-Regime sowie durch religiöse Institutionen unterstützt werden. Auch El Kaida ist in Syrien engagiert – was bedeutet, dass die Amerikaner dort zu Verbündeten einer Terrororganisation geworden sind. Stichwort Russland: Das Verhalten des Kreml in der Syrien-Frage wird viel kritisiert. Zu Recht? Ich bin darüber nicht sehr entrüstet. Auch wir sollten ein wenig mehr Zurückhaltung üben. Dass US-Außenministerin Clinton sich kürzlich in Kairo einzumischen versuchte, wird ganz sicher keine positiven Folgen haben. Was wird denn mit Präsident Assad passieren? Er hat nur wenige Möglichkeiten. Falls er nicht irgendwo ins Exil gehen kann, wird er entweder Gaddafis Schicksal teilen, der von seinen Gegnern gefoltert, gepfählt und erst dann getötet worden ist, oder er landet vor dem Internationalen Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag und verbringt den Rest seines Lebens in einer Gefängniszelle. Er wird also bis zum Letzten kämpfen? Es wird ihm gar nichts anderes übrig bleiben. Er hat ja auch Verpflichtungen gegenüber seinen alewitischen Glaubensbrüdern, denen bei einer Niederlage des Regimes ein Massaker droht, an dem gemessen die bisherigen Verluste des Regimes gering sind. Wie lange wird der Krieg in Syrien Ihrer Einschätzung nach dauern? Die Kämpfe können noch sehr lange anhalten. Im Libanon hat der Bürgerkrieg 15 Jahre gedauert. Das wird in Syrien aber nicht der Fall sein, weil der Druck von außen sehr viel größer ist. Aber auch mit Blick auf eine drohende lange Dauer der Kämpfe gilt: Sich direkt einzumischen, ist nicht ratsam. Das Gespräch führte Werner Menner zurück zur Übersicht: Politik

torsdag den 1. marts 2012

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fredag den 5. november 2010

der Traum der Kelten


Autoren

Artikel-ServicesMario Vargas Llosas neuer Roman
Europa war die Wiege des Bösen
Mario Vargas Llosa stellt in Madrid seinen neuen Roman „Der Traum des Kelten“ vor. Er handelt von den europäischen Verbrechen der Kolonialzeit. Und er erscheint in Deutschland überraschenderweise nicht bei Suhrkamp, sondern bei Rowohlt.
Von Paul Ingendaay, Madrid

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TeilenTwitter04. November 2010 Da steht er auf dem Podium des Madrider Kulturzentrums Casa de América und lässt sich feiern, bleibt aber bescheiden, und wer es nicht glaubte, müsste nur den wohlüberlegten Sätzen in seinem weichen peruanischen Spanisch lauschen: Mario Vargas Llosa hat mit vierundsiebzig Jahren die höchste Ehrung der literarischen Welt erfahren, aber der Nobelpreis ist für einen, der einem so strengen Arbeitsrhythmus folgt wie er, ein schlimmer Zeitfresser.

„Ich versuche, meine Schreibroutine beizubehalten“, sagt er, „aber es ist nicht einfach. Menschen belagern mein Haus. Ich schlafe zwei, drei Stunden pro Nacht, wenn ich überhaupt schlafe.“ Er habe nie daran gedacht, diese Auszeichnung zu erhalten, sondern wollte immer nur „gute Bücher schreiben“.

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© dapd
Der Nobelpreis ist ein schlimmer Zeitfresser: Mario Vargas Llosa bei seiner Buchvorstellung in Madrid

Seinen neuesten Roman hat er mitgebracht, „El sueño del celta“ (Der Traum des Kelten, Alfaguara Verlag). Das Buch liegt jetzt in allen Ländern der spanischsprachigen Welt aus, in Madrid wird schon eine Marathonlesung veranstaltet, es ist der sichere Bestseller. Die Moderatorin drückt noch einmal den Dank Lateinamerikas für die Zuerkennung der Ehrung aus Schweden aus, dann sagt sie, die Übersetzungsrechte des Romans seien schon in zweiundzwanzig Länder verkauft, darunter auch Deutschland. Später fragen wir nach, wer denn der glückliche Verlag sei, und die Moderatorin zeigt uns das Blatt mit der Liste, die frisch von der Agentur Carmen Balcells in Barcelona kommt: Rowohlt steht darauf.

Damit verlässt Vargas Llosa nach etwa drei Jahrzehnten den Suhrkamp Verlag und kehrt zu dem Haus zurück, das seine frühen Titel auf Deutsch publizierte: „Die Stadt und die Hunde“, „Das grüne Haus“ und „Die ewige Orgie“, seinen Essay über Flaubert. Doch der üppige Garten der modernen lateinamerikanischen Literatur, den Siegfried Unseld im Suhrkamp Verlag angelegt hat, ist um einen mächtigen Baum ärmer.

Das Geheimnis ruht im Grab„Der Traum des Kelten“ schildert auf 450 Seiten das Leben von Roger Casement (1864 bis 1916), einem Iren katholisch-protestantischer Herkunft, der zwei sehr verschiedene Arten Ruhm erwarb. Einmal, weil er als britischer Konsul schonungslose Berichte über die Grausamkeiten der belgischen Kolonialmacht im Kongo (1904) und der Peruvian Amazon Company im Amazonasbecken (1912) verfasste, wofür er gelobt, geadelt, herumgereicht und mit guten Gründen gefürchtet wurde. Und zum anderen, weil er als irischer Nationalist in Deutschland gegen Großbritanniens Herrschaft über Irland agitierte, wofür er unmittelbar vor dem Dubliner Osteraufstand im Jahr 1916 in London ins Gefängnis geworfen und drei Monate später gehängt wurde. Vargas Llosas Roman endet mit dem Augenblick, in dem man dem Verurteilten die Schlinge um den Hals legt und der formvollendete britische Henker ihm zuflüstert: „Wenn Sie den Atem anhalten, geht es schneller, Sir.“

Eine wichtige Rolle für Casements Ansehensverlust spielten die sogenannten „Black Diaries“, in denen der Diplomat eine Chronik seiner homosexuellen Aktivitäten erstellt hatte. Die Echtheit dieser Tagebücher wurde oft in Zweifel gezogen, doch heute neigt man dazu, sie für authentisch zu halten. Homosexualität stand in England unter Strafe; zusammen mit dem Stigma des Vaterlandsverrats reichte sie aus, um den berühmten, kurz zuvor noch hochangesehenen Mann jeder Unterstützung zu berauben. Für Vargas Llosa sind diese Aufzeichnungen eher das Produkt einer überhitzten Phantasie, und die Homosexualität der Hauptfigur wird im Roman eher mit zarten Strichen gezeichnet. Kein Thema für große Enthüllungen. Das Geheimnis ruht mit seinem Träger im Grab.

Die Beschäftigung des peruanisch-spanischen Autors mit Roger Casement reicht einige Jahre zurück. In einem Essay über Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ (2001) berichtet er von der Begegnung der beiden Männer im Kongo und erwähnt Conrads Bewunderung für Casements sicheres Urteil über die belgische Kolonialpolitik. Die Entzauberung des einen nahm die des anderen vorweg, denn Conrad stieg aus seinem Dreijahresvertrag als Kapitän der Handelsschifffahrt aus und kehrte nach sechs Monaten nach England zurück. Beide Männer legten, jeder auf seine Weise, niederschmetterndes Zeugnis vom angeblich segensreichen Wirken europäischer Zivilisation, Religion und Handelskultur in Afrika ab - Conrad durch seine vieldeutige Erzählung, Casement durch seinen Bericht über Folter, Mord und Ausbeutung, die es dem belgischen König Leopold II. (Vargas Llosa zählt ihn neben Hitler und Stalin zu den großen politischen Verbrechern des Jahrhunderts) ermöglichten, zu einem der reichsten Männer der Erde zu werden.

Mancher Dialog wirkt unfreiwillig naiv
Es habe ihn beschäftigt, wie leicht gebildete, religiöse Männer zu Barbaren geworden seien, erzählt Vargas Llosa jetzt in Madrid. Auf einer Fläche, die 75 Prozent der Fläche Europas umfasse, sei durch Gier und Profitstreben jede Legalität verschwunden. „Der Traum des Kelten“ darf in dieser Beziehung als populäres Sachbuch gelesen werden. Belgische Militärs - die Force Publique - pressten die kongolesische Bevölkerung nicht nur in unbezahlten Arbeitsdienst von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, sie erlegten jedem Dorf auch eine Quote von Nahrungsmitteln auf, die für die Besatzungsmacht zu besorgen waren. Da die Quoten weit über der Arbeitskapazität lagen, gehörten Auspeitschen und das Abhacken von Händen, Füßen und Geschlechtsteilen zum Alltag. Männer verkauften ihre Kinder; Frauen wurden in Bordelle gesperrt, bis die Schulden bezahlt waren; die terrorisierten Dörfer verloren durch die Schreckensherrschaft der Kolonialmacht die Hälfte, manchmal drei Viertel ihrer Bevölkerung.

Roger Casements Enthüllungen hatten seinerzeit eine ungeheure öffentliche Wirkung und versetzten die Diplomaten verschiedener Länder in Aufregung. Viele der Ausbeuterfirmen waren in London an der Börse notiert. Im Jahr 1905 schrieb Mark Twain einen höhnischen satirischen Monolog König Leopolds II. und illustrierte ihn mit Fotografien von Kongolesen mit abgehackten Händen. Heutige Bürgerkriege, Korruption und Machtmissbrauch, so Vargas Llosa, seien die direkte Folge der damaligen europäischen Politik.

In den Essays dieses wachen politischen Kopfes und modernen Aufklärers stößt man immer wieder auf die Forderung, Literatur möge gesellschaftlich zu etwas nütze sein, sie solle sich dem Gedudel und dem Unterhaltungsbetrieb ebenso verweigern wie der politischen Anästhesie. Verständlich also, dass Vargas Llosa sich von seinem Thema gefangennehmen ließ, in Bibliotheken auf drei Kontinenten forschte und mit unzähligen Experten sprach. In Kongo übrigens traf er nur auf einen Einzigen, dem der Name Roger Casement ein Begriff war. Es scheint, als habe dieser Gedächtnisschwund der Historie den Romanautor mit seiner eigentlichen Aufgabe versehen: die Geschichte von der Erkenntnis des Bösen in allen Details auszubreiten und sie mit Daten, Namen und Schauplätzen zu versehen. An diesem Gewicht hat der Roman „Der Traum des Kelten“ schwer zu tragen, und mancher erfundene Dialog wirkt unfreiwillig naiv.

Da lacht Mario Vargas Llosa
In „Die Ringe des Saturn“ hat der 2001 viel zu früh gestorbene Schriftsteller W. G. Sebald gezeigt, wie es anders ginge. Kapitel fünf dieses erstaunlichen Buches handelt auf fünfunddreißig Seiten von Joseph Conrad und Roger Casement. Der Autor, so erzählt er uns, ist im grünen Samtfauteuil vor einer Fernsehdokumentation über die beiden Kongo-Reisenden eingeschlafen; ein paar Sätze haben ihn aber mit gespenstischer Präzision bis in seine Träume verfolgt. Dann, nach dem Aufwachen, will Sebald es genauer wissen. Er liest nach. Aber er sagt uns nicht, was er gelesen hat. Von seiner Recherche verrät er uns kein Wort. Er erzählt nur, er beschwört, er schwebt mit halbgeschlossenen Augen über den Dingen und zieht aus diesen beiden tragischen, abgekämpften Helden der Entzauberung eine Poesie, die man vielleicht nur herausholen konnte, wenn man Sebald hieß.

Eine letzte Frage aus dem Madrider Publikum. Manche Schriftsteller, sagt ein schwedischer Journalist, seien nach der Zuerkennung des Nobelpreises erschlafft und hätten aufgehört. Ob das bei ihm auch zu befürchten sei? Da lacht Mario Vargas Llosa wie über einen guten Witz. Nein, er arbeite immer, sein Leben sei Schreiben, viele fänden das langweilig, er nicht. „Der Tod“, sagt er dann, „wird mich mit der Feder in der Hand antreffen.“


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Text: F.A.Z.
Bildmaterial: dapd, REUTERS

fredag den 8. oktober 2010

NOBELPRIS til VARGAS LLOSA


Literaturnobelpreis für Vargas Llosa
Die Verteidigung der Freiheit
In Mario Vargas Lllosa verbinden sich glücklich ein ästhetischer und ein politischer Geist. Die ideologischen Verirrungen seiner Heimat machten ihn zu einem glühenden Verteidiger individueller Freiheit, der die ganze Weite liberalen Denkens durchmisst. Aus einer Laudatio von Frank Schirrmacher.

Mit Worten gegen Worte kämpfen: Mario Vargas Llosa
08. Oktober 2010 „Romane zu schreiben“, so hat er einmal notiert, „ist ein Aufstand gegen die Wirklichkeit, gegen Gott, gegen die Schöpfung Gottes, die die Wirklichkeit ist.“ Literatur ist ein Aufstand, das heißt: ein Akt der Befreiung. Sie versorgt mit Alternativen, Optionen, aber ehe sie es tut, muss sie den Mut haben, das was ist, nicht als etwas anzuerkennen, was notwendig so und nicht anders sein kann. Das ist ästhetisches Allgemeinwissen. In die Sprache der Politik und Gesellschaft übertragen aber heißt das, es ist die Geburt des Individuums aus dem Geist einer Rebellion. Anders als es die schöngeistigen Schwärmer meinen, befeuert diesen Aufstand nicht nur die Suche nach den letzten Wahrheiten, nach Gott, nach der Schönheit. Das alles sind Ewigkeitsfragen.

Es geht auch eine Nummer kleiner. Es geht darum, dass man das Vorhandene in Frage stellt, weil man will, das es dem Individuum besser geht: geistig - gewiss -, aber auch sozial und ökonomisch. Viele Schriftsteller haben im totalitären zwanzigsten Jahrhundert daraus den Schluss gezogen, kollektivistische Ideologien seien gleichsam die realpolitische Version der literarischen Utopie. Ich kenne nur wenige, die zu einer Zeit, als noch großer Mut zu diesem „Aufstand“ gehörte, den anderen Weg gingen: die die bescheidene Frage nach dem kleinen Glück stellten; die Respekt hatten vor dem Willen und Wollen des Einzelnen und seiner Sehnsucht nach Wohlfahrt. Für die Jahre zwischen 1960 und 1989 kenne ich nur einen, der über literarischen Weltrang verfügt, einen, der wusste, wovon er redet, weil er aus einer Gegend stammt, die seit Generationen zum Laboratorium von Ideologien und Diktaturen geworden ist: Mario Vargas Llosa.


Mario Vargas Llosa und Frank Schirrmacher bei der Verleihung des Freiheitspreises in der Frankfurter Paulskirche
Es muss Anfang der achtziger Jahre gewesen sein, als ich ihn zum ersten Mal traf, im Hause von Siegfried Unseld, der in Deutschland sein kongenialer Verleger wurde. Es war ein Abendessen. Am Tisch wurde politisiert. Einer, ein typischer westeuropäischer Intellektueller der damaligen Zeit, beklagte das Ausbleiben der sozialistischen Revolution in Südamerika und fragte Llosa, in völliger Verkennung seines Gesprächspartners, ob dieses Ausbleiben nicht die Tragödie seines Kontinents sei. Darauf Llosa: „Ich glaube, der typische Südamerikaner will nicht so leben wie in Kuba oder in der DDR. Ich glaube, der typische Südamerikaner würde gerne so leben wie Sie.“

Die Lehre aus dem Zerfall
Mit sechsundzwanzig Jahren veröffentlicht Mario Vargas Llosa seinen ersten Roman und betritt sofort, nein, nicht die Bühne der Literatur, sondern die der Weltliteratur. 1962 war das, und mit Recht spricht einer seiner großen Bewunderer, Daniel Kehlmann, von einem in jeder Hinsicht „ungeheuerlichen Werk“.
„Die Stadt und die Hunde“ erzählt, basierend auf eigenen Erfahrungen, vom brutalen Alltag in einer peruanischen Militärschule. Wer den europäischen Schulroman kennt, von den berühmten Passagen in den „Buddenbrooks“ bis zum „Schüler Gerber“, der lese dieses Buch: Hier wird eine Sozialisation, eine Prägung beschrieben, für die das Vokabular zivilisierter Unterdrückungssysteme nicht mehr ausreicht. Es ist jenseits davon.

Vor einem Jahr hat Llosa diesem Erstling gleichsam aus dem Rückblick geantwortet, mit seinem gleichfalls autobiographischen Roman „Das böse Mädchen“. Hier spannt sich die Handlungszeit von den fünfziger bis in die späten achtziger Jahre. Es ist eine Rekapitulation von Geschichte aus der Perspektive des halben Emigranten, überreich, um das nur beiläufig zu erwähnen, an jenem Humor, der für Llosa typisch ist, eine Gesellschafts- und Mentalitätsgeschichte im kleinen, vor allem eine Liebesgeschichte. Aber zugleich ist es eine politische und eine Wirtschaftsgeschichte.

Im Hintergrund des Romans nämlich spielt sich der politische und ökonomische Verfall von Peru ab, und hier geht es um Dinge, die wir heute ein klein bisschen anders lesen als zuvor. Der Onkel des Erzählers berichtet in Briefen über die Lage in der Heimat, am Schluss nur noch mit kaum leserlicher Schrift, und der Erzähler ist, während er als Kosmopolit in der Welt unterwegs ist, und nun hören wir Llosa selbst, „Schritt für Schritt den wirtschaftlichen Katastrophen gefolgt - Inflation, Verstaatlichung, Bruch mit den Kreditorganisationen, Preis- und Devisenkontrolle, Rückgang der Beschäftigung und des Lebensstandards -, die Alan Garcias Maßnahmen dem Land bescherten“.

Ein engagierter Literat
Man muss daran erinnern, dass Llosa im März 1988 die Freiheitsbewegung „Moviemento Libertad“ gründet und im Juli 1989 die Präsidentschaftskandidatur für Liberale und Bürgerliche in der FREDEMO übernahm. Einer der Gründe war die von Garcia durchgeführte Verstaatlichung der Banken und die Aussicht, das sein potentieller Nachfolger Fujimori die Dinge radikalisieren würde. Llosa behielt Recht; das Fujimori-Regime drohte mit der Aberkennung seiner Staatsbürgerschaft, und auch die Tatsache, das Fujimori später mit Haftbefehl gesucht wurde, war keine Genugtuung, sondern nur eine traurige Bestätigung eines Mannes, der nicht bestätigt werden wollte.

Llosa gehört wie die anderen großen südamerikanischen Autoren, man denke an Borges und Cortazar, zu jener Riege literarischer Begabungen, die die Immigrations- und Erlebniswelt Südamerikas mit Europa und vor allem der europäischen Intelligenz der fünfziger und sechziger Jahre verband. Wie fast alle seiner Generation hat auch ihn Sartres Satz der engagierten Literatur erreicht, die Aufforderung und die Hoffnung, durch Literatur Gesellschaft verändern zu können.

Noch heute bekennt sich Llosa zu Sartre, aber nicht dem politischen Sartre, sondern dem Glauben an die bewusstseinsverändernde Kraft von Literatur. Nur dass er sich auf die Seite des Individuums geschlagen hat und die Kollektive mit Misstrauen, ja Furcht betrachtet: Kein anderer hat so ein sicheres Gespür für die Diktatur im Zustand der Verpuppung, für eine humanitätstriefende Rhetorik, in der in Wahrheit sich bereits der Totalitarismus verpuppt. Es sind ja Worte, die die Diktatoren aller Länder und Ideologien, missbrauchen, Worte der Freiheit, Gleichheit und Menschlichkeit. Wenn das so ist, das ist die gedankliche Operation Llosas, können Worte gegen die Worte etwas ausrichten.

Der weite Sinn des Liberalismus
Es ist nicht gut und vielleicht ein historischer Fehler, dass in Deutschland seit einigen Jahren Liberalismus nur mit Wirtschaftsliberalismus assoziiert wird. Dadurch konnte es geschehen, dass die große Tradition des liberalen Gedankens wie der Bewusstseinskern des Kapitalismus selbst wirken konnte. „Diese Sicht der Dinge“, so schreibt Llosa, „ist nicht weniger dumm, als das, was die Marxisten einst gepredigt haben. Die Marxisten erklären alles ökonomisch, und mache Liberale glauben, der Markt könne aller Probleme Herr werden. Aber kein einziger großer Liberaler hat so primitiv argumentiert.“

Literatur ist ein Verfahren der Freiheitsherstellung, so kann man ihn zusammenfassen, weil sie das tut, was jedes Kind kennt, was am Anfang jeder Karriere, jedes Aufstiegs, jeder Selbsterfindung steht: Sie sieht in der Wirklichkeit eine Maschinerie von Lebensmöglichkeiten, von Optionen, nicht von Einschränkungen. „Der richtig verstandene Liberalismus“, schreibt Llosa, „ist eben keine Ideologie, sondern ein offenes, der Selbstkritik verpflichtetes Ideensystem.

Seine modernitätsstiftende Kraft beruht unbestritten darauf, dass aus ihm die Grundideen hervorgegangen sind, die unsere demokratischen Gesellschaften prägen: die Menschenrechte, die Freiheit der Meinungsäußerung, die Anerkennung von Verschiedenheit, Toleranz, Gewaltenteilung und Misstrauen gegenüber jeder Art von zu großer politischer Macht“. Für solche Gedanken wurde Llosa von manchen Kollegen hart, zuweilen oft ungerecht kritisiert. Gerade in Deutschland ist ihm der Tadel manchen Großschriftstellers zuteil geworden, der die bequeme Teilung der Welt in Schwarz und Weiß, in Gut und Böse, in Sozialismus und Kapitalismus gefährdet sah.

Verteidigung vor dem Totalitären
Diese Kritik verkennt, dass das Wort, das im genannten Zitat und im Werk Llosas eine bedeutende Rolle spielt, ein Hauptwort ist: Selbstkritik. Llosa ist ein unbequemer Alliierter, und als jemand, der aus den Medien kommt, weiß ich, wovon ich rede. Man lese nach, wie er die Freiheit der Meinungsäußerung gegen den Missbrauch dieser Meinungsäußerung abgrenzt. Mario Vargas Llosa ist der Autor des Individuums und der Verteidiger seiner individuellen Freiheit - er schreibt, in einem Wort, die Gegenerzählung zu den totalitären und kollektivistischen Manipulationen unserer Zeit.

„Wir haben uns geirrt“, so sagte er einmal. „Die Menschen brauchen Religion.“ Er meint damit nicht Religion im engen, klassischen Sinn. Er meint Religion im Wortsinne, als Rückbindung des Menschen. Auch Religionen überliefern sich in Büchern, und die Nähe der großen Erzählungen über den Menschen ist groß, ganz gleich, ob sie aus der Welt des Profanen oder der Welt des Sakralen kommen. Llosa, ein Bibliophiler von Rang, der eine Bibliothek von achtzehntausend Bänden sein eigen nennt, zeigt gerade weil er ein Mann der Freiheit ist, den Anwälten der reinen Geldakkumulation, des Materialismus, der Verschwendung, dass Liberalismus ohne Aufstand, ohne Selbstkritik und ohne tiefen Respekt vor dem Geistigen im wahrsten Sinne des Wortes undenkbar ist. Dies wäre auch in Deutschland zu verstehen: Ein Liberalismus, der nur auf Talkshows und Reformrhetorik setzt, reicht nicht aus. Er muss die Gesellschaft neu denken, er muss in der unüberschaubaren Komplexität der modernen Welt den Menschen an sich selbst erinnern.

Ein anderer großer südamerikanischer Schriftsteller, einer, den Vargas Llosa bewundert, obwohl er ganz anders ist als er, der große Realist, der Argentinier Jorge Luis Borges, erzählt folgende Geschichte:„Im Morgengrauen träumte ihm, dass er sich in einer der Höhlen der clementinischen Bibliothek befindet. ,Was suchst du?‘, fragte ihn ein Bibliothekar, der eine schwarze Brille trug. ,Ich suche Gott‘, antwortet Hladik. ,Gott‘, antwortet der Bibliothekar, ,ist einer der Buchstaben auf einer der Seiten in einem der vierhunderttausend Bände in der clementinischen Bibliothek. Meine Eltern und die Eltern meiner Eltern haben diese Buchstaben gesucht. Ich selbst bin blind geworden bei der Suche nach ihm‘.“
Wir sagen nicht, dass Mario Vargas Llosa ihn gefunden hat, den Buchstaben. Das wäre vermessen. Aber wir sagen, dass er uns alle auf die Suche nach ihm sehend gemacht hat.


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Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der F.A.Z., hielt diese Laudatio im Jahr 2008 anlässlich der Vergabe des Freiheitspreises der Friedrich-Naumann-Stiftung an Mario Vargas Llosa.



Text: FAZ.NET
Bildmaterial: picture-alliance/ dpa, Wonge Bergmann